Journalistische Einheitskost für Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein?

ver.di befürchtet durch Kooperation von Lübecker Nachrichten und Ostsee-Zeitung Verlust an Qualität und Vielfalt. Die Geschäftsleitung beider Blätter konkretisiert nun ihre Überlegungen: Es soll eine Gemeinschaftsredaktion gebildet werden.

Als fundamentalen Angriff auf Vielfalt und Qualität der regionalen Presse kritisiert ver.di die Pläne zur Bildung einer Gemeinschaftsredaktion zwischen Lübecker Nachrichten und Ostsee-Zeitung mit Sitz in Lübeck. „Zur weiteren Optimierung der Rendite soll Hunderttausenden Lesern in Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein offenbar künftig journalistische Einheitskost vorgesetzt werden,“ so Ernst Heilmann vom ver.di-Landesbüro Mecklenburg-Vorpommern und warnt: „Von der geplanten gemeinsamen Mantelredaktion bis zur faktischen Fusion beider Titel ist es nur noch ein kleiner Schritt.“

Den Betriebsräten beider Unternehmen war kurzfristig mitgeteilt worden, dass zum 1. April 2008 die Lübecker Nachrichten und die Ostsee-Zeitung gemeinsame Tochterfirmen gründen wollen. In diese Gemeinschaftsunternehmen sollen alle Redakteure beider Blätter und ein großer Teil der Verlagsmitarbeiter versetzt werden. Das Vorhaben muss noch von Kartellamt geprüft werden.

„Die Gefährdung der Tageszeitungen in Mecklenburg-Vorpommern hat mit diesen Überlegungen eine neue Dimension erreicht“, so Heilmann. Nach der Schweriner Volkszeitung, dem Nordkurier sei nun auch die größte Tageszeitung des Landes (Auflage: 165000) grundsätzlich bedroht. „Doch unser Land braucht seine Zeitungen!“

Deswegen wird ver.di gemeinsam mit Partnern die Beschäftigten in den Verlagen dabei unterstützen, ihre Arbeitsbedingungen und damit die Voraussetzung für Qualität zu sichern. „Öffentlichkeit und Politik sind gefordert, die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass die Presse ihre gesellschaftliche Aufgabe für die Demokratie wahrnehmen kann.“

Die Kritik unterstützt die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju): „Medienpolitisch sehen wir die ohnehin nicht sonderlich breite Vielfalt in der Region bedroht wenn zukünftig eine Mantelredaktion die Texte für beide Blätter fertigt. Wir sind ganz klar gegen einen gemeinsamen Mantel. Die Identität der Redaktionen geht verloren, ihre bisherige Leistung, ihr Engagement für die Lokalzeitung wird entwertet, die Chefredaktionen ihrer eigentlichen Funktion beraubt. Die Zukunftsdebatte in den deutschen Verlagen über Herausforderungen durch das Internet, über crossmediales Denken entpuppt sich im konkreten Fall wieder einmal ganz einfach als Kostensenkungsprogramm.“

21. November 2007