Kundgebung gegen drohende Entlassungen bei der Ostsee-Zeitung

Mit einer Kundgebung haben Mitarbeiter von Ostsee-Zeitung und Rostocker Bürger gegen drohende Entlassungen bei der größten Tageszeitung Mecklenburg-Vorpommerns demonstriert.

„Wir sind hier und wir sind laut, weil man uns die Arbeit klaut!“

Pfeifkonzert zur Mittagsstunde vor dem Pressehaus am Rostocker Steintor: Mit Sprechchören und auf Transparenten machten Mitarbeiter und Bürger ihre Forderung nach Sicherung der Arbeitsplätze bei der Ostsee-Zeitung (OZ) deutlich. „Wir sind hier und wir sind laut, weil man uns die Arbeit klaut!“ So erfuhren zahlreiche Passanten von den Plänen der Geschäftsleitung, entgegen früherer Zusagen, Arbeitsplätze in der Verwaltung nach Leipzig zu verlagern.

Betriebsratsvorsitzender Robert Haberer berichtete von den monatelangen Bemühungen der Arbeitnehmervertreter, die weitere Schwächung des Standorts Rostock zu verhindern. In mehreren Anläufen habe man sowohl der Geschäftsführung in Rostock als auch dem Hauptgesellschafter Madsack in Hannover praktikable Alternativen aufgezeigt. Doch statt auf diese einzugehen, erhielt der Betriebsrat die ersten Anhörungen zu Kündigungen. Noch vor Weihnachten sollen die blauen Briefe verschickt werden.

„Die Ostsee-Zeitung wird als Heimatzeitung nur ernst genommen, wenn sie tatsächlich aus der Region kommt“, erklärt Michael Pfeifer, bei der Gewerkschaft ver.di zuständig für den Bereich Medien. Er verwies darauf, dass die jetzt geplanten Entlassungen in der Verwaltung nur ein weiterer Schritt in einem Abbauprozess sei, der einseitig zu Lasten Mecklenburg-Vorpommerns gehe. Die Zentralredaktion sei in wesentlichen Teilen bereits nach Lübeck verlagert; als nächstes drohten Ausgliederungen und Kündigungen im Verlagsbereich. Auch die verbliebenen Redaktionsbereiche wolle die Geschäftsleitung nach eigenen Angaben „auf den Prüfstand“ stellen. „Die Glaubwürdigkeit des Managements steht auf dem Spiel, denn mit der aktuellen wirtschaftliche Entwicklung lassen sich diese unsozialen Maßnahmen nicht rechtfertigen. Die Mitarbeiter der OZ dürfen nicht allein für den Verkauf des Blattes an die Lübecker Nachrichten bezahlen.“

Der Madsack-Konzern aus Hannover ist seit Jahresbeginn wesentlicher Gesellschafter der Lübecker Nachrichten (LN). Die LN hatten im Zuge des Verkaufs der Springer-Regionalblätter die Ostsee-Zeitung zu 100 Prozent übernommen. Die Gesellschafter tagten während der Kundgebung im Pressehaus.

Wegen der befürchteten Entlassungen hat die  Gewerkschaft ver.di die zwischenzeitlich ausgesetzten Verhandlungen über einen Sozialtarifvertrag wieder aufgenommen. Sollten sich nicht doch noch Lösungen zur Sicherung von Arbeitsplätzen in Rostock finden lassen, könnten auf diesem Weg den Gekündigten zumindest angemessene Ausgleichsleistungen wie Abfindungen gesichert werden.

18. November 2009