Nord-Verleger schalten auf stur und fordern Zusatz-Opfer von Journalisten

Obwohl der Streik der Redakteure in der Ostsee-Zeitung Spuren hinterlässt, ist eine Einigung in den Tarifverhandlungen bislang nicht in Sicht.

Die Hoffnung der Streikenden bei der Ostsee-Zeitung (OZ) hat sich vorerst nicht erfüllt: Nach dem zweiten Tag hatten sie die Arbeitsniederlegung ausgesetzt, damit am Verhandlungstisch in Hamburg mit dem Verband der Zeitungsverleger Norddeutschlands (VZN) ein Kompromiss zum seit mehr als einem Jahr umstrittenen Tarifvertrag für Redakteure gefunden werden möge.

Doch ungeachtet positiver wirtschaftlicher Zahlen beharren die Manager von OZ, Lübecker (LN) und Kieler Nachrichten (KN) und Dithmarschen Landeszeitung auf tiefen Einschnitten – vor allem zu Lasten junger Kollegen. Den seit 1. Juli bundesweit geltenden Abschluss, an dessen Zustandekommen der VZN in zwölf Verhandlungsrunden mitgewirkt und Sonderregelungen für sich durchgesetzt hatte, wollen die Verleger in Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein nicht akzeptieren.

Der spontan am Wochenende begonnene Warnstreik hatte zuvor deutliche Spuren bei Mecklenburg-Vorpommerns größter Tageszeitung (Auflage 140000) hinterlassen: Leser in Wismar erfuhren etwa großflächig „So schön ist der Landkreis Rostock“, alle zusammen durften sich über eine weitere Titelgeschichte zum Sommerwetter und den aktuellen Temperaturen der Ostsee freuen, garniert mit einem Leserfoto. In der Rostocker Ausgabe fehlte die Berichterstattung aus dem Umland der Hansestadt komplett.

Warum das so war, erfuhren die Leser nur aus anderen Quellen wie dem NDR und TV Rostock, aber nicht aus dem eigenen Blatt. Dort kehrte man den Konflikt im Haus genauso wie bei früheren Streiks komplett unter den Tisch - ganz im Gegensatz zum gern gepflegten Image von Offenheit und Beteiligung der Leserschaft.

Professionalität ließ auch der VZN in der Tarifverhandlungen vermissen: Der Verhandlungs- und Wortführer bei den Einsparforderungen, LN/OZ-Geschäftsführer Thomas Ehlers, ließ sich bei dem lange vereinbarten Termin entschuldigen. Den an seiner Stelle agierenden Offiziellen mussten die Vertreter von Deutschen Journalisten-Verband und der Gewerkschaft ver.di mühsam entlocken, wo die Nord-Verleger bei den Redakteuren über den ohnehin mageren Bundesabschluss hinaus zusätzlich abkassieren wollen.

Die Extra-Wunschliste: Neu hinzukommende Kollegen sollen künftig noch geringere Sonderzahlungen erhalten; eine Erhöhung der seit Jahren stagnierenden Gehälter sei allenfalls auf dem Niveau des im Juni erzielten Abschlusses für Verlag und Technik denkbar. Da die entsprechenden Verträge für Journalisten bereits seit 2013 diskutiert werden, bedeutet das zusätzliche „Null-Monate“.

Offenbar wollen die Manager von OZ, LN und KN den Druck auf die Beschäftigten abwälzen, der aus der Konzernzentrale in Hannover auf sie ausgeübt wird. Die Mediengruppe Madsack, die an den drei Verlagen maßgebliche Anteile hält, hat sich ein drastisches Sparprogramm auferlegt, nachdem die Ergebnisse der durch diverse Zukäufe in den letzten Jahren gewachsenen Unternehmensgruppe deutlich zurückgegangen waren.
31. Juli 2014