OZ-Belegschaft erstreitet Aufschub für Ausgliederungspläne

Vorläufige Entspannung: Unter dem Eindruck entschlossener Gegenwehr hat die Leitung der Ostsee-Zeitung die Pläne zur Fremdvergabe von Aufgaben zunächst zurückgestellt.

Bei den Tarifverhandlungen zur Standort- und Beschäftigungssicherung bei der Ostsee-Zeitung (OZ) hat es eine überraschende Wendung gegeben. Die Geschäftsführung des Blattes erklärte in der jüngsten Verhandlungsrunde, die für Anfang 2010 geplante Fremdvergabe der Finanzbuchhaltung würde um mindestens ein halbes Jahr verschoben. Auch eine mögliche Neustrukturierung des Anzeigenbereichs würde überhaupt erst ab September 2009 geprüft.

Damit sieht die ver.di-Verhandlungskommission ausreichend Spielraum für einvernehmliche betriebliche Lösungen. Sollten die Gespräche zwischen Betriebsrat und Geschäftsleitung ohne Ergebnis bleiben, wird ver.di die bereits gestellte Forderung nach einem Sozialtarifvertrag erneuern. Ein solches Abkommen regelt Leistungen im Falle eines Personalabbaus, wie Abfindungen bei betriebsbedingten Kündigungen, Rückkehrrechte oder Qualifizierungsmaßnahmen. Ein Sozialtarif hat den Zweck, Entlassungen für den Arbeitgeber zu verteuern, so dass derartige Pläne zugunsten sozial verträglicher Lösungen möglichst zurückgestellt werden.

Dass die Mitarbeiter der größten Tageszeitung Mecklenburg-Vorpommerns entschlossen sind, sich für ihre Arbeitsplätze stark zu machen, unterstrichen sie unmittelbar vor den Tarifgesprächen mit einer Kundgebung am Rostocker Pressehaus.

Hannover hat wesentlichen Einfluss: In der Verlagszentrale von Madsack wird auch die Zukunft der Ostsee-Zeitung bestimmt.

Zuvor hatten Vertreter ver.di und OZ-Betriebsrat in einem Gespräch mit dem Vorsitzenden der Geschäftsführung des Madsack-Verlages, Herbert Flecken, die Forderung nach langfristiger Sicherung des Standortes Rostock unterstrichen. In dem mehrstündigen Treffen in Hannover machten sie deutlich, dass die OZ als Titel mit der zweitgrößten Auflage innerhalb des Konzerns angemessen an der Arbeitsteilung innerhalb des Verlagsverbunds beteiligt werden müsse. Sie bekräftigten das Ziel, die journalistische Kompetenz in Rostock zu sichern und zu stärken, die durch die teilweise Verlegung der Mantelredaktion nach Lübeck geschwächt worden sei.

Der Madsack-Verlag hat Anfang des Jahres direkt 49 Prozent und weitere Anteile indirekt an den Lübecker Nachrichten (LN) erworben und damit auch wesentlichen Einfluss auf die 100-prozentige LN-Tochter OZ gewonnen. Die kurz darauf angekündigten Pläne, entgegen früherer Zusagen, Teile der Verwaltung aus Rostock nach Leipzig zu einer Madsack-Tochterfirma zu verlegen, hatten Beobachter als ersten Schritt eines Plans zur Zentralisierung innerhalb des Konzerns bewertet.

25. August 2009