Redakteure der Ostsee-Zeitung im Warnstreik

Der Widerspruch zwischen Rekordgewinnen und immer neuen Abbau-Plänen sowie Verzichtsforderungen treibt die Journalisten von Mecklenburg-Vorpommerns größter Tageszeitung in den Ausstand.

Streikkundgebung vor dem Medienhaus in Rostock.

Mit einem Warnstreik haben Journalisten der Ostsee-Zeitung (OZ) wie Hunderte Berufskollegen in Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen, Hessen, Bayern und Baden-Württemberg den Druck auf den Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) erhöht. Die eintägige Arbeitsniederlegung, zu der der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) und die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) aufgerufen hatten, konzentrierte sich auf den Standort Rostock. Während einer Kundgebung vor dem Medienhaus am Steintor, bei der sich auch Mitarbeiter aus dem Verlag solidarisierten, waren die kürzlich bekannt gewordenen Rekordgewinne der größten Regionalzeitung Mecklenburg-Vorpommerns ein zentrales Thema. Ein Rekord-Ergebnis von 8,4 Millionen Euro (siehe Tabelle), das die Bilanz 2016 ausweist, mache deutlich, dass die Forderungen nach einer angemessenen Erhöhung der Entgelte und einer Verbesserung der Arbeitsbedingungen für arbeitnehmerähnliche freie Journalisten berechtigt sei, hieß es.

Ergebnisse der Ostsee-Zeitung

2011 2012 2013 2014 2015 2016
8,3 Mio. Euro 7,2 Mio. Euro 6,4 Mio. Euro 7,3 Mio. Euro 2,3 Mio. Euro 8,4 Mio. Euro
Quelle: Bilanzen der Lübecker Nachrichten

Derweil werden die Arbeitgeber nicht müde, die Herausforderungen der digitalen Medien und die dafür erforderlichen Investitionen zu betonen. Freilich geht es dabei offenbar weniger um Menschen: Der Madsack-Konzern, dessen größter Einzelgesellschafter die SPD-Medienholding ddvg ist, hat in den vergangenen Jahren ein Viertel der redaktionellen Stellen bei der OZ weggekürzt. Gerade wurde bekanntgegeben, dass die Online-Aktivitäten aller Titel der Gruppe in Hannover zentralisiert werden sollen. Eine Umsetzung dieser Pläne würde erneut den Verlust qualifizierter Arbeitsplätze in Mecklenburg-Vorpommern bedeuten.

Angesichts der neuen Abbau-Ankündigung wächst der Frust in der Belegschaft. Das Angebot des BDZV, binnen 30 Monaten die Gehälter und Honorare um insgesamt 2,6 Prozent zu erhöhen und Berufseinsteigern 120 Euro mehr zu zahlen, genügt den Streikenden nicht. Erst recht, weil es mit unklaren Bedingungen bei den Gehaltsstufen verbunden ist, die sich künftig an bestimmten Qualifikationen orientieren sollen. „Dieser Sanktionsmechanismus, den die Verleger einbauen wollen, unterstellt, dass sich die Kolleginnen und Kollegen nicht weiterbilden wollen“, so ver.di-Verhandlungsführer Matthias von Fintel. Notwendig wäre aus Sicht der Gewerkschaften ein eigener Weiterbildungstarifvertrag, wie er auch in anderen Branchen Gang und gäbe und zeitgemäß ist.

Die vierte Verhandlungsrunde soll am 9. April voraussichtlich in Frankfurt/Main stattfinden.
13. März 2018