Zähe Verhandlungen um Standortgarantie

Verbindliche Garantien für Arbeitsplätze in Mecklenburg-Vorpommern - das ist die zentrale Forderung in den aktuellen Tarifverhandlungen bei der Ostsee-Zeitung. Gelingt keine Lösung, steht ein Konflikt um einen Sozialtarifvertrag ins Haus.

Die Sanierung der Fassade am OZ-Pressehaus in Rostock ist den Beschäftigten nicht genug: Sie verlangen verbindliche Zusagen für den Standort.

Bislang weigert sich die Geschäftsleitung der Ostsee-Zeitung (OZ), eine von Betriebsrat und der Gewerkschaft ver.di geforderte Sicherung des Standortes Rostock bis 2013 zu vereinbaren. Begründung: Es sei nicht sicher, ob man eine solche Zusage einhalten könne. Angeboten wurde ein befristeter Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2011. Dies setze allerdings eine jährliche Einsparung von einer Million Euro voraus.
In der jüngsten Verhandlungsrunde bekräftigte ver.di die Forderung nach verbindlichen Zusagen für den Standort Rostock. „Bloße Absichtserklärungen genügen nicht“, erklärte Verhandlungsführer Martin Dieckmann. Er bot gleichzeitig an, gemeinsam Lösungen für Bereiche wie zum Beispiel die Anzeigenproduktion zu entwickeln, die von Ausgliederung bedroht sind, um qualifizierte und gut bezahlte Arbeitsplätze in Mecklenburg-Vorpommern zu sichern.

Hintergrund sind die Befürchtungen, dass der Ostsee-Zeitung mittelfristig - ähnlich wie der Schweriner Volkszeitung - ein etappenweiser Auszehrung droht. Im vergangenen Jahr waren Teile der Mantelredaktion nach Lübeck in ein Gemeinschaftsunternehmen mit den Lübecker Nachrichten verlagert worden. Damals hatte die Geschäftsleitung noch versichert, als Ausgleich am Standort Rostock Verwaltungs- und Produktionsaufgaben konzentrieren zu wollen.

Doch die Floskel „Zwei Verlage - eine Zukunft“ findet bei den Beschäftigten in Mecklenburg-Vorpommern kaum mehr Glauben, seit überraschend die geplante Verlagerung der Buchhaltung nach Leipzig angekündigt und die Ausgliederung der Anzeigenproduktion ins Auge gefasst wird. Beide Projekte stehen offenbar in Zusammenhang mit der grundlegenden Restrukturierung des Madsack-Konzerns, der bei Lübecker Nachrichten und deren 100-prozentiger Tochter OZ seit Anfang 2009 den wesentlichen Einfluss übernommen hat.

Sollten die Verhandlungen um die Sicherung der Arbeitsplätze in Rostock ohne Ergebnis bleiben, will ver.di mindestens einen Ausgleich für den Verlust der Stellen erreichen. Dazu wurde der OZ-Geschäftsleitung vorsorglich die Forderung nach einem Sozialtarifvertrag übergeben, der unter anderem hohe Abfindungen bei Entlassung der häufig seit Jahrzehnten im Verlag tätigen Mitarbeiter, deren Unterstützung bei der Suche nach einem neuen Job sowie ein befristetes Recht zur Rückkehr vorsieht.

1. August 2009