20 Jahre Einheit: Trostlose Bilanz bei Presse

Das ZDF rückt Mecklenburg-Vorpommerns karge Presselandschaft in den Blickpunkt. Befund: Qualität zunehmend mangelhaft und von Vielfalt keine Spur.

Beispiel Nordkurier - das ZDF beleuchtet die Situation der Presse im Nordosten.

Der Verleger im Land dürfte es wenig gefreut haben - Mecklenburg-Vorpommerns karge Presselandschaft rückte bundesweit im Zuge des Themas 20 Jahre Deutsche Einheit in den Blickpunkt. Das ZDF „Heute-Journal“ zog im Rahmen einer Serie zum 3. Oktober in Sachen Presse-Einheit eine trostlose Bilanz. Aus den Forderungen der Wendezeit nach einer freien Presse mit eigener Meinung sei etwa in der Region Ostvorpommern ein einziges Tagesblatt übrig geblieben.

Der Blick auf den von der Medienkrise geschüttelten Nordkurier fällt wenig schmeichelhaft aus: „Redakteure bauen ihre Seiten aus Agenturen wie am Fließband, Themen werden wenig hinterfragt.“ Wie auch, wenn immer weniger Leute immer mehr Seiten produzieren müssen, die eigentliche journalistische Arbeit kaum noch stattfindet, wie Kai Voigtländer, Landesvorsitzender des Deutschen Journalistenverbands, beklagt.

Der Grundstein für fehlende Pressevielfalt wurde allerdings bereits mit der Wende gelegt, wie der ZDF-Beitrag ebenfalls deutlich macht. Die Übertragung der einstigen SED-Blätter an Springer, Burda und Co. zementierte regionale Monopole, die bis heute nahezu unverändert längs der früheren DDR-Bezirksgrenzen verlaufen. Jahrelang hätten westdeutsche Verlage bis zu 20 Prozent Rendite aus den Ostblättern gezogen.

Als diese Ära zu Ende ging, setzte eine neue Welle der Konzentration ein. Die Folge: Keines der drei Blätter produziere seine überregionalen Seiten noch selbst. Ostsee-Zeitung und Schweriner Volkszeitung, inzwischen von Springer und Burda an Madsack bzw. den Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlag verkauft, sind nun eng mit den Lübecker Nachrichten bzw. dem Flensburger Tageblatt verknüpft, während der Nordkurier wiederum seine Mantelseiten aus Schwerin bezieht.

Welche Gefahren das mit sich bringt, illustiert der ZDF-Beitrag am Beispiel des Rechtsradikalismus. In einen Dörfern hätten die mit eigenen Blättern auftretenden Rechten bereits eine Meinungshoheit erlangt, warnt Rechtsextremismus-Experte Günther Hoffmann.

Service: Der Beitrag ist online in der ZDF-Mediathek verfügbar.

12. Oktober 2010