Nordkurier lässt Chefredakteur nach Schwerin ziehen

Knall auf Fall hat sich die Schweriner Volkszeitung von ihrem bisherigen Chefredakteur verabschiedet. Zum Nachfolger von Dieter Schulz wurde sein Neubrandenburger Amtskollege Michael Seidel berufen. Da der den Job anscheinend erst 2013 übernehmen kann, wird die Redaktion in der Landeshauptstadt erneut längere Zeit mit einer Übergangslösung leben müssen.

Ungewisse Ankunft: Wann Michael Seidel seinen neuen Posten bei der SVZ antritt, ist noch unklar.

Paukenschlag in der Landeshauptstadt - mit einer Blitzaktion hat der Schleswig-Holsteinische Zeitungsverlag (sh:z) wieder einmal einen Chefredakteur von der Schweriner Volkszeitung (SVZ) abgezogen. Dieter Schulz ist ab sofort in Flensburg für das Wochenendjournal der Zeitungsgruppe und den Titel „Schleswig-Holstein am Sonntag“ verantwortlich.

Genauso schnell hatte sich im Sommer 2009 Schulz' Vorgänger Thomas Schunk verabschieden müssen – und das ist nicht die einzige Parallele. Bis der neue Chef seinen Platz einnimmt, dürfte erneut ein Dreivierteljahr ins Land gehen. Der vom sh:z als Nachfolger präsentierte Michael Seidel, bisher erster Mann beim Nordkurier, kann den Job noch nicht übernehmen.

Erst „voraussichtlich 2013“ werde Seidel das Unternehmen verlassen, stellte Nordkurier-Geschäftsführer Lutz Schumacher in einer Hausmitteilung an die Mitarbeiter klar. Man bedaure die Entscheidung sehr, und eine Nachfolge stehe noch nicht fest.

Für Michael Seidel schließt sich mit der Rückkehr nach Schwerin ein Kreis. Seit 1995 war Seidel Landeskorrespondent des Nordkurier, erarbeitete sich viel Anerkennung – bis er 2009 zum Chefredakteur aufstieg. Hoffnungen, der profilierte Journalist könnte das von nicht enden wollenden Sparwellen erschütterte Blatt in ruhigeres Fahrwasser bringen, erfüllten sich jedoch nicht. Noch im selben Jahr verlor der Nordkurier große Teile der Mantelredaktion – die Seiten wurden fortan in der Landeshauptstadt von der Firma mv:m produziert, einer gemeinsamen Tochter von Schweriner Volkszeitung und Nordkurier.

Seidel zog es offenkundig aus Neubrandenburg fort. Ob die Rotstift-Orgien daran schuld sind oder nicht, steht auf einem anderen Blatt. Zwar ist Schwerin mit der dort angesiedelten Mantelredaktion journalistisch (noch) besser ausgestattet, doch auch bei der SVZ weht ein eisiger Wind. Von einst 350 Mitarbeitern sind im Stammhaus nur noch 140 übrig geblieben. Hinzu kommen die 20 Redakteure der mv:m.

Vorerst müssen sich die Schweriner mit einem Interims-Chefredakteur begnügen. Stephan Richter, Sprecher der Chefredakteure des sh:z, soll den Job zusätzlich übernehmen.



9. August 2012