Osnabrücker kaufen Schweriner Volkszeitung im Paket

Die Tageszeitungen in Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein sind künftig fast komplett in niedersächsischer Hand. Das Osnabrücker Unternehmen NOZ Medien übernimmt die komplette Medienholding Nord und damit 33 Tageszeitungen vom Flensburger Tageblatt bis zur Schweriner Volkszeitung. Das Unternehmen teilt sich den Norden mit dem Hannoveraner Madsack-Konzern, der seit 2009 Hauptgesellschafter von Ostsee-Zeitung und Lübecker Nachrichten ist und über die Kieler Nachrichten auch Anteile am Nordkurier hält. 

Großer Brocken für einen mittelständischen Verlag: Mit einem Schlag will sich die bisher eher unauffällige Osnabrücker NOZ Medien in die Liga der zehn größten deutschen Verlagsgruppen katapultieren. Die angekündigte Übernahme der Medienholding Nord, die – vorbehaltlich der Zustimmung des Bundeskartellamtes – dem Käufer Tageszeitungen mit einer Gesamtauflage von 285 000 Exemplaren und von drei Millionen Menschen gelesene Anzeigenblätter einbringt, rang auch dem Branchenmagazin „Kress“ Erstaunen über den „Hammer-Deal im hohen Norden“ ab.

Ob der gebeutelten Schweriner Volkszeitung, deren Verkaufsauflage in den vergangenen Jahren auf knapp 84 000 Exemplare zurückging, nun eine weitere Sparrunde ins Haus steht, bleibt abzuwarten. Viel dürfte dort nicht mehr zu holen sein, hat doch die Flensburger Medienholding Nord in Schwerin seit der Übernahme des Blattes von der Burda-Gruppe vor elf Jahren bereits so gründlich aufgeräumt und viele Aufgaben nach Flensburg verlagert, dass dort von 340 nur noch gut 130 Mitarbeiter übrig geblieben sind. Letzter großer Einschnitt war die Schließung der Druckerei in der Landeshauptstadt.

Deutlich brisanter könnte der Deal für die Flensburger Zentrale der Medienholding Nord werden, wo auch für die Schweriner die überregionalen Zeitungsseiten produziert und eine Reihe von Verlagsdienstleistungen erbracht werden. Die Beteuerungen aus Osnabrück, alle Verlags- und Druckstandorte im hohen Norden würden weitergeführt, konnten den Deutschen Journalisten-Verband nicht beruhigen. „Konkurrenz belebt das Geschäft – Konzentration bewirkt meist genau das Gegenteil“, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung der DJV-Landesverbände Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein. Wenn Medienhäuser sich zusammentun, geschehe das in der Regel, um zu sparen, nicht um die Qualität zu erhöhen.

Die Mitarbeiter von Ostsee-Zeitung und Lübecker Nachrichten können ein Lied davon singen. Der Hannoveraner Madsack-Konzern zieht im Norden gerade ein drastisches Sparprogramm durch, will die Redaktionen an beiden Standorten um ein Viertel bzw. ein Drittel verkleinern und immer mehr Aufgaben in die Zentrale in der niedersächsischen Landeshauptstadt verlagern.

Von Madsack, bei Deutschlands Verlagen mit 15 größeren Tageszeitungen (Gesamtauflage über 900 000) unter den Top 5, war das um die Neue Osnabrücker Zeitung (Auflage gut 160 000) gruppierte Familienunternehmen bisher meilenweit entfernt, doch das könnte sich mit dem Kauf der als hochprofitabel geltenden Medienholding Nord schnell ändern. Warum die mehr als 30 Gesellschafter der Flensburger Holding – mittelständische Unternehmen, Erbengemeinschaften und Beteiligungsgesellschaften – nun lieber Kasse machen, bleibt unklar. Vielleicht war's ja die alte Börsenweisheit: An Gewinnmitnahmen ist noch keiner gestorben.





24. Februar 2016