Neuer Anlauf im Briefgeschäft

Die den Lübecker Nachrichten gehörende Ostsee-Zeitung kauft die Ostsee-Post zurück und lässt den Zusteller nach Schleswig-Holstein expandieren. Das passt perfekt in die Strategie von Neu-Gesellschafter Madsack.

Die Nachricht wurde prominent auf der eigenen Wirtschaftsseite platziert: „An der Ostsee geht die Post ab“ lies die Ostsee-Zeitung jüngst ihre Leser wissen. Das Blatt hat den 2003 gegründeten und vor zwei Jahren an die inzwischen pleite gegangene PIN AG verkauften Briefdienst zurück erworben. Die Firma, die mittlerweile 150 Mitarbeiter soll im Gebäude der OZ in Rostock ihren Platz finden; seit der Demontage der alten Druckmaschine steht schließlich eine weitläufige Halle leer.

Doch die Ziele des Rückkaufs reichen über das Verbreitungsgebiet von Mecklenburg-Vorpommerns größter Tageszeitung hinaus. Die Ostsee-Post soll nach Schleswig-Holstein expandieren. Der 2005 von den Lübecker Nachrichten gestartete Versuch, im Briefgeschäft Fuß zu fassen, wurde im vergangenen Jahr abrupt beendet: Der LN-Briefkurier, den 2007 ebenfalls die PIN AG übernommen hatte, wurde nach deren Insolvenz Anfang 2008 abgewickelt. Rund 270 Mitarbeiter verloren ihre Jobs.

Damals war die Einstellung mit fehlenden Kunden begründet worden; die einen Rückkauf nicht sinnvoll mache. Heute sieht die gemeinsame Geschäftsleitung von Ostsee-Zeitung und Lübecker Nachrichten Bedarf. Der Sinneswandel mag auch durch den neuen Haupt-Gesellschafter Madsack ausgelöst worden sein, der mit Citipost ebenfalls kräftig beim Versuch der Verlage mitmischt, der Post Marktanteile abzunehmen.

Der Konkurrenzkampf wird vor allem über den Preis ausgetragen – mit den entsprechenden Folgen für die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten. Soweit die Verlage Briefe durch die Zeitungszusteller zum Empfänger befördern lassen, haben sie sogar einen besonderen Kostenvorteil: Für diesen Bereich gilt der heftig umstrittene Post-Mindestlohn nicht.

Nach den PIN-Pleite ist in das Geschäftsfeld offenbar wieder Bewegung gekommen: Zum Jahresanfang hatte der Neubrandenburger Kurierverlag den Postdienst Pin Mail Stralsund gekauft.

3. April 2009