Redaktionen im Norden rücken enger zusammen

Der Schleswig-Holsteinische Zeitungsverlag (sh:z) hat den Druck für eine stärkere Zusammenarbeit seiner Haupttitel Flensburger Tageblatt, Schweriner Volkszeitung und Pinneberger Tageblatt erhöht: Stephan Richter, bisher erster Mann in Flensburg, wurde zum „Sprecher der Chefredakteure“ ernannt.

Nach der Mediengruppe Madsack, die ihren anderthalb Dutzend Titeln, darunter den Schwester-Blättern Lübecker Nachrichten und Ostsee-Zeitung, einen obersten Publizisten vorgesetzt hat, findet nun offenbar auch der Schleswig-Holsteinische Zeitungsverlag (sh:z) Gefallen am Führungsmodell „Chef der Chefredakteure“. Stephan Richter soll die „redaktionelle Steuerung und Zusammenarbeit“ der  unter dem Dach der Medienholding versammelten Titel verantworten, wie der Branchendienst Kress aus der Verlagsgruppe meldet. Damit wächst der Druck auf die Redaktionen der Haupttitel Flensburger Tageblatt, Schweriner Volkszeitung und Pinneberger Tageblatt, die bereits jetzt enge Kooperation weiter auszubauen.

Mit einem ähnlichen Modell hatte der Springer-Verlag 2008 bereits seine ein Jahr später an die Madsack-Gruppe verkauften Titel Ostsee-Zeitung und Lübecker Nachrichten auf Kurs gebracht. Unter Regie des damals neu installierten Redaktionsdirektors Manfred von Thien bildeten beide Blätter eine gemeinsame Mantelredaktion mit Sitz in Lübeck, während in Rostock die überregionale Berichterstattung zur Restgröße schrumpfte.

Dass dies zur Blaupause für die Erschließung von Einsparpotenzialen in ganz anderen Dimensionen werden sollte, ahnte damals noch keiner. Seit Anfang des Jahres reüssiert von Thien als Mega-Koordinator aller bald 18 Blätter der Mediengruppe Madsack, wo die Zentralisierung der Zeitungsproduktion mit dem Ausbau der Berliner Hauptstadt-Redaktion inzwischen richtig Fahrt aufgenommen hat und zugleich die Leipziger Volkszeitung mit den jetzt bekannt gewordenen drastischen Sparplänen die Kehrseite der Medaille zu spüren bekommt.

Beim sh:z lautet die offizielle Sprachregelung ganz sanft „Sprecher der Chefredakteure“, was an den dahinter stehenden betriebswirtschaftlichen Zielen wenig ändern dürfte. Ob der bereits 61 Jahre alte Stephan Richter eine mit dem Lübecker bzw. Hannoveraner Modell vergleichbare Machposition aufbauen kann, bleibt abzuwarten.

Auf dem Stuhl des Flensburger Chefredakteurs sitzt mit Helge Matthiesen (47) nun ein wesentlich jüngerer Kollege. Matthiesen - er war zuletzt stellvertretender Chefredakteur beim Weser-Kurier in Bremen - ist das Terrain an der Förde bestens vertraut. Er leitete dort bis 2007 fünf Jahre lang die Flensburger Stadtredaktion.
5. Dezember 2011