SVZ-Mutter kauft Druckerei in Wittenburg

Mit dem Kauf der Anzeigenblatt-Gruppe Flaschka verfügt der Schleswig-Holsteinische Zeitungsverlag (sh:z) jetzt über eine zweite Druckerei in Mecklenburg: Der Standort in Wittenburg ist nur 35 Kilometer von der Zentrale der Schweriner Volkszeitung (SVZ) entfernt. Dort machen sich die Mitarbeiter zunehmend Sorgen um die Zukunft ihrer in die Jahre gekommenen Rotation. 

Für die Zeitungsproduktion ist die prima Rotationsdruck Nord GmbH & Co. KG mit einer modernen Maschine des Typs KBA Colora und der älteren, 2010 überholten MAN Uniman gut gerüstet. In Wittenburg produziert werden nicht die 21 frisch vom sh:z erworbenen Anzeigenblätter – die Millionenauflage von Titeln wie „Markt“ und „Sonntags Anzeiger“ wird in Schleswig-Holstein, Mecklenburg und Hamburg verteilt –, sondern – laut Firmen-Homepage – auch Aufträge aus Niedersachsen, Brandenburg und Polen.

Mit der vom Bundeskartellamt bereits bewilligten Übernahme der Firmengruppe des Ratzeburger Unternehmers Klaus Flaschka stärkt der Schleswig-Holsteinische Zeitungsverlag seine dominierende Stellung im nördlichsten Bundesland  weiter und streckt zugleich die Fühler weiter nach Osten aus.

Bei der Belegschaft der auf weniger als 200 Mitarbeiter geschrumpften Schweriner Volkszeitung sorgt der in der Öffentlichkeit bisher kaum beachtete Coup der Flensburger Konzern-Zentrale indes für gemischte Gefühle. Dass nach Übernahme der nicht eben für üppige Löhne bekannten Flaschka-Betriebe in Schwerin alles beim Alten bleibt, mag kaum einer glauben.

Nicht nur dem im Schwerin produzierten Anzeigenblatt „express“ (Auflage rund 400.000 Stück) ist eine hausinterne Konkurrenz erwachsen, sondern auch dem Zeitungsdruck in der Landeshauptstadt. Die dort bereits länger wachsende Sorge, dass die in die Jahre gekommene Rotation möglicherweise nicht wieder ersetzt wird, hat neue Nahrung erhalten.

Was wäre, so die bange Frage, wenn die Flensburger Konzernmutter ein wenig umorganisiert? Etwa Anzeigenblatt-Aufträge von Wittenburg in das Druckzentrum in Büdelsdorf bei Rendsburg verschieben, um so Platz für den Druck der Tageszeitung in Wittenburg zu schaffen?

Der erste Schritt wäre überhaupt kein Problem – Büdelsdorf verfügt über freie Kapazitäten und druckt ebenso wie Wittenburg im kleinen „Berliner“ Zeitungsformat. Dem zweiten Schritt stünden hingegen technische Probleme im Weg: Die Schweriner Volkszeitung (Verkaufsauflage 91.000) erscheint wie die übrigen sh:z-Blätter im etwas größeren „rheinischen“ Format.

Wie die Umstellung auf die kleinere Größe funktioniert, hat der „Nordkurier“ zwar gerade vorexerziert. Nicht recht dazu passen mag jedoch, dass die Kooperation mit dem Nachbarblatt just für beendet erklärt wurde, Schwerin und Neubrandenburg ab Mitte 2013 bei der Mantelredaktion wieder eigene Wege gehen.

Die SVZ soll sich künftig noch stärker an die Konzernmutter anlehnen, deutlich mehr Inhalte aus Flensburg übernehmen. So lichten sich bei der Redaktionsfirma mv:m, die bisher für Schwerin und Neubrandenburg überregionale Seiten produzierte, bereits die Reihen. Von den 21 Mitarbeitern sollen fünf künftig in Lokalredaktionen der SVZ arbeiten, während zwei zum Nordkurier zurückbeordert wurden.

Ein Formatwechsel der SVZ wäre zwar denkbar, würde aber die angestrebte engere Zusammenarbeit mit Flensburg allerdings erschweren, weil dann Inhalte zugelieferter Seiten entsprechend angepasst werden müssten.

Die Integration der Flaschka-Betriebe in den sh:z-Konzern schreitet gleichwohl flott voran. So staunten Mitarbeiter der SVZ nicht schlecht darüber, dass die neue Personalchefin des Hauses schon jetzt auch für das Wittenburger Druckhaus zuständig ist.








 


27. März 2013