Zeitung geschrumpft, Arbeitsplätze weg

Alles neu macht der März: Zum Monatsbeginn ist die Schweriner Volkszeitung erstmals im kleineren Berliner Format erschienen und damit dem Beispiel des Nordkuriers gefolgt. Während der Verlag die vermeintlichen Vorzüge – alles sei noch handlicher und leichter zu lesen – preist, ist das Blatt beim eigentlichen Anlass der Umstellung nicht so gesprächig: Mit der Schließung der Druckerei in der Landeshauptstadt sind die meisten Mitarbeiter der Technik ihren Job los.

„Morgen, Kinder, wird's was geben! Das medienhaus:nord renoviert seine Zeitungen. So viel Information aus der Region gab es noch nie!“ Chefredakteur Michael Seidel überschlägt sich förmlich vor Begeisterung, als er die neue Ära von Schweriner Volkszeitung, Norddeutschen Neuesten Nachrichten und Prignitzer (Brandenburg) mit der am Sonntag verteilten kostenlosen Sonntagsausgabe ankündigt. „Nein, kein Weihnachtsmann steht vor der Tür und auch der Osterhase muss sich gedulden. Aber ein Geschenk haben wir trotzdem für Sie.“

Mit der ersten montäglichen Normalausgabe stellt sich die Sache für die Leser nüchterner dar: 28 Zeitungszeiten – wie eine Woche zuvor, nur alles eine Nummer kleiner. Statt in der traditionellen, vom Konkurrenten Ostsee-Zeitung immer noch verwendeten „Rheinischen“ Größe kommt das Blatt nun im kleineren „Berliner Format“ daher. Mit dessen Vorzügen und Nachteilen kennt sich Chefredakteur Seidel bestens aus, durfte er doch in gleicher Funktion beim Nordkurier solch frohe Botschaft schon einmal verkünden. Der Nordkurier hatte im Mai 2012 auf das auch von Blättern wie den Kieler Nachrichten und der TAZ bekannte Format umgestellt.

Auf Diät: Die SVZ, die NNN und der Prignitzer erscheinen im neuen, kleineren Berliner Format.

Ausschlaggebend in Neubrandenburg wie jetzt in Schwerin war die Umstellung der Drucktechnik auf Maschinen für das Kleinformat. Dass der Nordkurier dies lautstark und öffentlich feierte, während die Schweriner Volkszeitung sich in der Hinsicht ziemlich bedeckt hielt, hat seinen Grund. Während in Neubrandenburg am Ort selbst investiert wurde, machte man in Schwerin kurzen Prozess: Als die letzte Ausgabe im alten Format über die Rollen gelaufen war, hatte die Druckerei und mit ihr die meisten der 52 Mitarbeiter ausgedient.

Vorausgegangen war ein cleverer Deal der Flensburger Konzernmutter sh:z. Mit dem Kauf der Anzeigenblatt-Gruppe Flaschka wurde vor gut einem Jahr auch die mit recht modernen Maschinen ausgerüstete prima Rotationsdruck Nord GmbH & Co. KG eingesackt. Der Standort in Wittenburg liegt nur 35 Kilometer von der Landeshauptstadt entfernt. Wenige Monate später wurde den Mitarbeitern in Schwerin das Aus verkündet – mit Verweis auf die in Jahre gekommenen Maschinen.

„Technik und Menschen wurden hier auf Verschleiß gefahren und danach einfach ausgemustert“, machte Oberbürgermeisterin Angelika Gramkow damals ihrem Ärger Luft. Nun legte die Politikerin noch einmal nach. „Für mich ist das kein Grund zum Feiern“, erteilte Gramkow der Einladung zu einem Empfang eine Abfuhr, „bei dem Kunden in gemütlicher Runde das neue Format der SVZ vorgestellt werden soll und sie als Höhepunkt des Abends noch einmal den von der Stilllegung betroffenen Druckern beim Andruck der Tageszeitung in Schwerin zu sehen dürfen. Ich hätte der Geschäftsführung mehr Taktgefühl zugetraut.“

Wie gut das neue Format bei den Lesern ankommt, bleibt abzuwarten. Der Nordkurier hat seit der Einführung vor knapp zwei Jahren bei der verkauften Auflage zwar weiter verloren (-3000 auf rund 82 500 Exempare), jedoch waren die Rückgänge in früheren Jahren zum Teil deutlich höher.

Die Schweriner scheinen darauf bedacht, den Lesern nicht zu viel Umstellung zuzumuten. Jedenfalls spendierte die Konzernmutter sh:z den Schwerinern gleichzeitig ein so behutsam renoviertes Layout, dass es auf den ersten Blick kaum zu erkennen ist. Einige Neuerungen – so zeigen die Redakteure nun mehr Gesicht und sind direkt direkt per E-Mail erreichbar – gehören bei konkurrierenden Blättern wie der Ostsee-Zeitung längst zum Alltag.
5. März 2014